Schauspielerportrait Ralf Wolter (*1926)
 

Kein anderer Schauspieler war so oft an der Seite Lex Barkers zu sehen. Und auch kaum ein anderer Darsteller harmonierte in den Filmen so gut mit 'unserem Star' wie der sympatische Berliner. Insgesamt kann er auf 13 Filme mit Lex Barker zurückblicken. Speziell in seinen Rollen als Sam Hawkens und Hadschi Halef Omar bleibt er den Fans des deutschen Films in guter Erinnerung. Wolters betuliche Darstellung hinterliess bei den Zuschauern immer den Eindruck eines aufgeweckten und hilfsbereiten Kerlchens.

Ralf Wolter wurde am 26. November 1928 als Artistenkind in Berlin geboren. Nachdem er die Schauspielakademie in seiner Heimatstadt besucht hatte, begann er seine Karriere in diversen Theaterhäusern in und um Berlin (beispielsweise im 'Neuen Palais' von Potsdam). Sein Hang zum Schreiben und Komponieren führte ihn zum Kabarett, das ihm auch Erfolge in Hamburg bescherte.
1951 folgte seine erste Filmrolle in dem Lustspiel 'Die Frauen des Herrn S.'. Meist war Ralf Wolter in seinen Filmen für den nötigen Humor besorgt. Als trotteliger Butler oder komisches Kauz - stets blieben gerade seine Figuren dem Kinobesucher in Erinnerung. Selbst nach mehreren Jahren kann sich wohl jeder noch an das 'Urvieh' Sam Hawkens in den Karl May-Filmen erinnern.
Wenn man seine Filmographie betrachtet, erkennt man, dass Ralf Wolter seine bedeutenden Rollen fast ausschliesslich in den Karl May-Filmen spielte. Bevor er 1962 gleich im ersten Winnetou-Abenteuer 'Der Schatz im Silbersee' seine Paraderolle spielte, war Wolter auf Nebenrollen in Komödien und Musikfilmen spezialisiert. Typische Beispiele hierfür sind 'Die Beine von Dolores', 'Wenn die Conny mit dem Peter' oder 'Freddy, die Gitarre und das Meer'. 1961 war er ausserdem in der TV-Serie 'Parkstrasse 13' zu sehen.
Mit der Karl May-Serie gelang ihm im deutschen Sprachraum der Durchbruch, so dass er zu den bekanntesten und beliebtesten Komödianten des deutschen Films aufstieg.
Es stellte sich heraus, dass seine Darstellungen des kleinen, seltsamen Kerlchens ein gutes Pendant zum grossen Helden gaben. Dies erklärt, dass er in den Jahren 1964 bis 1966 fast ausschliesslich gemeinsam mit Lex Barker Filme drehte. 1965 entstanden gleich fünf Karl May-Filme, in denen er uns allen gut in Erinnerung ist. Kurios erscheint, dass Sam Hawkens Old Shatterhand zwar stets mit 'Greenhorn' anspricht, der Schauspieler Ralf Wolter jedoch sieben Jahre jünger war als Lex Barker.
Als Artur Brauner 1964 einen Hadschi Halef Omar für 'Der Schut' brauchte, war die Wahl schnell getroffen und Wolter gab schauspielerisch in diesem und den zwei folgenden May-Orient-Abenteuern mitunter seine besten Leistungen im deutschen Film ab. Der stets quasselnde Kumpane Kara Ben Nemsis, dessen Mundwerk oft schneller war als der Verstand, verdeutlichte sein komödiantisches Talent, das er bereits als Sam Hawkens unter Beweis gestellt hatte, wenn ich mich nicht irre.
1964 war Wolter in einigen für diese Zeit typischen Euro-Abenteuerfilmen zu sehen. In dem Mexiko-Zweiteiler um den 'Schatz der Azteken' spielte er 1965 den Kuckucksuhren-Verkäufer Andreas Hasenpfeffer und lernte dafür extra schwäbisch. Man hatte allgemein stets das Gefühl, dass sich Wolter für die literarischen Hintergründe seiner Rollen interessierte und engagierte. Wie könnte man sich als May-Leser einen anderen Sam Hawkens als ihn vorstellen?
1966 drehte Ralf Wolter mit Lex den Euro-Western 'Wer kennt Jonny R.?'. In diesem Film gab er mit der 'Ballade von Johnny Ringo' auch eine gesangliche Kostprobe davon zum besten, was er während seiner 'Wanderjahre' in Berliner Kabaretts gelernt hatte. Wolters Rolle des Billy Monroes ist die typische eines reisenden Musikanten im Wilden Westen.
Nach einem weiteren Karl May-Film spielte Wolter 1967 in der italienischen Gaunerkomödie 'Unser Boss ist eine Dame' neben Senta Berger und einem bartlosen Mario Adorf. Seine Rolle ist jedoch klein und Wolter ist nur ein unauffälliger Mitläufer in der Gangster-Crew. Mit der Hauptrolle in der Serie 'Ein Fall für Titus Bunge' feierte er seinen grössten TV-Erfolg. Im selben Jahr lieferte Wolter einen klitzekleinen Auftritt als - man höre und staune - Helfershelfer von Lex Barker in 'Mister Dynamit - Morgen küsst euch der Tod'.
Seine Rollen wurden mit der Zeit immer alberner und der unterschwellige Humor, der ihn in den ersten May-Filmen auszeichnete, musste öfters Plattheiten weichen. 1968 spielte er ein vorerst letztes Mal seine Paraderolle als Sam Hawkens in 'Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten'. In diesem Film vereinte er sich auch noch einmal mit Lord Castlepool Eddi Arent, dem er seit dem 'Schatz im Silbersee' nicht mehr begegnet war. Gemeinsam sorgten sie nochmals für eine Spur may-typischen Humor.
Mit dem Ende der Karl May-Serie war auch die äusserst erfolgreiche Kinozeit des Ralf Wolter abgelaufen. Ob in Heintje-Filmen, im 'Urlaubsreport' oder in fünf Roy Black-Streifen - seine Rollen in diesen Filmen wirken nicht selten peinlich. Leider konnte Wolter der Welle platter Machwerke, die auch Regionen unter der Gürtellinie nicht scheute, nicht ausweichen.
Unabhängig davon lieferte er aber 1970 in der herausragenden Heinz Erhardt-Komödie 'Was ist denn bloss mit Willi los?' eine nennenswerte zweite Hauptrolle als Felix Klein. Während man Erhardts Pointen immer noch ein wenig auf sich wirken lassen musste, hatte Wolter in diesem Film wieder seinen altbewährten Humor, der dem Kinozuschauer sogleich ein Schmunzeln zu entlocken vermochte.

Glücklicherweise enschied Ralf Wolter 1975 sich vorwiegend auf das aufsteigende TV-Medium zu konzentrieren. So spielte er Rollen in den Serien 'Tatort' und 'Der Alte'. 1979 folgte sein Comeback als Sam Hawkens: In der in Mexiko hergestellten Serie 'Mein Freund Winnetou' spielte er neben Pierre Brice - es sollte nicht das letzte mal sein. Dem Kinoauftritt 1982 in der Klamotte 'Piratensender Powerplay' folgten zahlreiche TV-Rollen.

Die 90er begannen aktiv für Ralf Wolter: 1991 war er ein letztes Mal neben Pierre Brice als Sam Hawkens bei den Karl May-Festspielen in Bad Segeberg in 'Winnetou - Das Vermächtnis' zu sehen. 1992 spielte er eine Nebenrolle in dem erfolgreichen 'Otto - der Liebesfilm'. Seinen vorerst letzten Kino-Auftritt hatte Wolter 1996 in 'Kondom des Grauens'. Bleibt zu hoffen, dass er - irgendwann - in einem weiteren Kino-Film mitspielt. Und sei es, um einen Film mit derartigem Titel als letzten Kinofilm eines derartigen Schauspielers zu entthronen.
In den letzten Jahren widmete sich Ralf Wolter vorwiegend der Theaterbühne in Berlin. Weiter wird er auch immer öfters als Sprecher für Trickfilme engagiert. So zum Beispiel für 'Asterix in Amerika' oder aktuell für die Karl May-Serie 'Winnetoons', wo er natürlich seinen Sam Hawkens sprechen wird.
Auf seine Kino-Karriere zurückblickend meint Ralf Wolter: "Viele, sehr viele, zu viele Filme. 'Die Heiden von Kummerow' und 'Schatz am Silbersee' mocht` ich am liebsten." Mich persönlich überzeugten seine Auftritte in den Karl May-Filmen und in 'Was ist denn bloss mit Willi los?' am meisten. Ralf Wolter brachte in diesem Filmen eine für ihn individuelle Form des Humors auf die Leinwand. Sein may-typisches 'hihi' hinter jedem 'wenn ich mich nicht irre' bleibt ungeschlagen.
 

Ralf Wolter - Seine wichtigsten Kino-Filme

1951: Die Frauen des Herrn S.; 1956: Das alte Försterhaus; 1957: Die Beine von Dolores; 1958: Wenn die Conny mit dem Peter; Das Wirtshaus im Spessart; Freddy, die Gitarre und das Meer; 1959: Rosen für den Staatsanwalt; Peter Voss, der Held des Tages; 1960: Mal drunter - mal drüber; 1961: Robert und Bertram; Eins, zwei, drei; Ramona; 1962: Der Schatz im Silbersee; Die Post geht ab; Freddy und das Lied der Südsee; 1963: Winnetou 1; 1964: Old Shatterhand; Der Schut; Ein Sarg aus Hongkong; Das Wirtshaus von Dartmoor; Die Goldsucher von Arkansas; 1965: Der Schatz der Azteken; Die Pyramide des Sonnengottes; Durchs wilde Kurdistan; Im Reiche des silbernen Löwen; Winnetou 3; 1966: Wer kennt Jonny R.?; Winnetou und das Halbblut Apanatschi; 1967: Unser Boss ist eine Dame; Mister Dynamit - Morgen küsst euch der Tod; Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche; Otto ist auf Frauen scharf; 1968: Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten; Paradies der flotten Sünder; 1969: Komm, liebe Maid und mache; Heintje - Ein Herz geht auf Reisen; Frau Wirtin hat auch eine Nichte; 1970: Was ist denn bloß mit Willi los?; Heintje - Mein bester Freund; 1971: Urlaubsreport; Tante Trude aus Buxtehude; Kinderarzt Dr. Fröhlich; 1973: Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer; Alter Kahn und junge Liebe; 1977: Das Schlangenei; Beiss mich Liebling!; 1979: Graf Dracula beißt jetzt auch in Oberbayern; 1982: Piratensender Powerplay; 1992: Otto - Der Liebesfilm; 1996: Kondom des Grauens

Ralf Wolter - TV-Auftritte

1961: Parkstrasse 13; 1967: Ein Fall für Titus Bunge; 1975: Tatort; 1977: Der Alte; 1980: Mein Freund Winnetou; 1986: Liebling - Kreuzberg; 1989: Mit Leib und Seele; 1990: Ein Schloss am Wörthersee; Codename: Gorilla; 1991: Hecht & Haie; 1993: Wolffs Revier; 1995: Kurklinik Rosenau; 1997: Küstenwache; 1998: Titus, der Satansbraten

 
Ralf Wolter in seinen Filmen mit Lex Barker
   
Der Schatz im Silbersee (1962)   Winnetou 1 (1963)   Old Shatterhand (1964)

 

 

Der Schut (1964)

 

Der Schatz der Azteken / Die Pyramide des Sonnengottes(1965)

 

Durchs wilde Kurdistan (1965)

 

Im Reiche des silbernen Löwen (1965)

 

  Winnetou 3 (1965)

   

Wer kennt Jonny R.? (1966)

 

  Winnetou und das Halbblut Apanatschi (1966)

 

Mister Dynamit - Morgen küsst euch der Tod (1967)

Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (1968)

 

Auch heute noch mit Schalk im Nacken - Herzlichen Dank an Hans-Joachim Popkriefke für das Autogramm!
 

Text: Christoph; Bilder: ALEX, Hans-Joachim Popkriefke