Weißmüller, Barker, Scott - Die Tarzan-Filme und ihre Entwicklung
von Gregor Hauser
 
Da die ältere Generation der Lex Barker-Fans auch im deutschsprachigen Raum Lex ja zuerst als Tarzan kennengelernt hat, möchte ich einige Beobachtungen hier dokumentieren.
Kürzlich unternahm ich einen Vergleich: Zuerst lieh ich mir 'Tarzans Vergeltung' (Klassiker von 1934, Weißmüllers zweiter Auftritt) aus und sah ihn mir an. Den Film immer noch im Gedächtnis, verglich ich den Streifen und vor allem die Darstellung des Tarzan mit 'Tarzan, der Verteidiger des Dschungels', Lex viertem Film. Im Prinzip hat sich an dem Schema in diesen 17 Jahren nicht viel geändert. Tarzan wird von Jane zu irgend etwas überredet, dass er instinktmäßig ablehnen würde. Danach bewahrt er, der Unbesiegbare, die Hauptpersonen dauernd vor irgendwelchen Gefahren, die hauptsächlich in Form wilder Tiere oder noch wilderer Eingeborenenstämme lauern. Lex schreit als Tarzan weniger und er schwingt sich selbst von Liane zu Liane (was natürlich ungleich unspektakulärer aussieht als die Technik des Trapezartisten, der Weißmuller doubelte). Außerdem hat Lex einen wuchtigeren Körper als Weißmuller in seiner Anfangszeit. Dorothy Hart, für mich die beste unter Barkers fünf verschiedenen Partnerinnen, sieht übrigens beinahe wie Maureen O`Sullivan (die Original-Jane) aus.

Im Großen und Ganzen bin ich von der Plumpheit beider Filme enttäuscht, insbesondere vom früheren. Bis vor wenigen Jahren war ich noch großer Tarzan-Fan. Mit einem weinenden Auge muss ich feststellen, dass ich heute (ich bin 25) diese Ungereimtheiten in der Figurenzeichnung und Story nicht mehr so einfach hinnehmen kann. Ich will die Filme nämlich nicht als Trash-Streifen, die sie budgetmäßig eigentlich waren, abtun. Es bedarf anscheinend wirklieh eines jugendlichen Gemüts, um diese Werke vorbehaltlos zu genießen. Barker als Tarzan ist dennoch eine Urwaldattraktion.

In puncto Aufwand kommen an die ersten sieben Tarzan-Streifen mit Weißmuller, die im Verhältnis offensichtlich mit größerem Budget abgedreht wurden, jedoch keine späteren (Mach-)Werke mehr heran. Auch wenn teilweise eine sehr fragwürdige Ideologie dahintersteckt - ich spreche hauptsächlich von einer Diskriminierung der Afrikaner in den Filmen - sind sie auch an Spannung und Atmosphäre unerreicht. Die späteren Weißmüller-Filme (stets mit Brenda Joyce als Jane und Johnny Sheffield als 'Boy') gehen als B-Dschungelstreifen durch. An diese schließen Barkers-Filme an, freilich mit neuem Elan, den der souverän agierende Hauptdarsteller wohl auslöste. Barkers Tarzan-Filme waren noch mit allen liebgewonnen Klischees ausgestattet. Familiäre Atmosphäre im Baumhaus, in s/w gehaltene Kamera, mit etwas Erotik und Sadismus angereicherte Drehbücher und einem Tarzan, der doch lieber jodelt als Vorträge hält. Unter Gordon Scott, der übrigens genauso aussieht wie der schon vorher entstandene Comic-Tarzan, wurden viele dieser Klischees aufgehoben und es entstanden bunte, oftmals gelungene, Abenteuerfilme, die jedoch den naiven Charme der Weißmuller- und Barker-Streifen vermissen ließen.
 
   
Johnny Weißmüller   Lex Barker   Gordon Scott
 

Text: Gregor Hauser; Bilder: Christoph